Vorwort

Der folgende Text ist eine Zusammenfassung eines der berühmtesten und wichtigsten Schriften des Buddhismus, des Diamant-Sutras. Dabei handelt es sich um einen fiktiven Dialog zwischen Buddha und einem seiner Schüler, in dem er seine Lehre in kurzer und prägnanter Weise wiedergibt. Der Name "Diamant-Sutra" stellt eine Metapher dar: Der Diamant ist die Lehre Buddhas, die wie ein Messer mehrere Illusionen durchschneidet:

- Die Illusion, der Mensch besäße eine von der Welt abgetrennte Existenz, ein indivuduelles Selbst

- Die Illusion, es gäbe eine unüberwindbare Grenze zwischen menschlichen und Nicht-menschlichen Wesen

- Die Illusion, es gäbe eine Trennung zwischen belebter und unbelebter Materie

- Die Illusion, es gäbe eine Lebensspanne

Buddha zeigte, dass das Anhaften an diesen Illusionen der eigentliche Grund für alles Leiden ist, welches der Mensch erfährt, und dass das Leid aufhört, wenn man sich von ihnen löst. Aber um sich von ihnen lösen zu können, muss man ihr vorhandensein ersteinmal bemerken. Im Diamant-Sutra geht es darum, den Leser eben dazu zu bringen.

Ich habe mich bemüht die wesentlichen Kernaussagen des Diamant-Sutras mit eigenen Worten wiederzugeben, um den Leser einen kleinen Eindruck davon zu geben, worum es Buddha in seiner Lehre im wesentlichen geht:

 

Wir sind es durch unser Bewusstsein gewöhnt die Welt in einzelne, physisch greifbare Objekte aufzuteilen, wie zum Beispiel einen Stein, ein Auto, ein Baum, ein Buch, eine Blume und so weiter.

Wir packen also die Dinge, die wir durch unsere Sinne wahrnehmen, in begriffliche Schubladen und grenzen sie dadurch voneinander ab.

Dadurch übersehen wir jedoch leicht, dass die physische Existenz einer Sache auch durch das definiert wird, was sie nicht ist: Eine Blume ist eine Blume, weil sie kein Felsen ist.

Doch die Blume besteht ihrerseits aus all jenen Elementen, die nicht die Blume sind, ihre Existenz aber überhaupt erst möglich machen. Sie ist gleichzeitig die Sonne, der Himmel, die Erde und der Regen, denn all diese Elemente sind notwendig damit es die Blume überhaupt geben kann.

Die Tatsache, dass es die Blume gibt ist von der Tatsache abhängig, dass es die Dinge gibt, die ihre Existenz ermöglichen, dass das Dasein dieser Dinge das Dasein der Blume bedingt. Die Blume ist die Sonne, sie ist die Erde, sie ist der Himmel, ja die Blume ist das ganze Universum. Würde man nur ein Glied aus dieser Kette entfernen, könnte es sie nicht mehr geben. Die begriffliche Abgrenzung zwischen der Blume und den Rest der Welt ist demnach nur eine Illusion. Wenn wir die Tatsache sehen, dass alle Elemente, aus denen die Welt besteht in der Blume vereint sind, nehmen wir sie erst wirklich in ihrer ganzen Einmaligkeit wahr.

Denn jede Blume wird erst einzigartig durch die Tatsache, dass alle anderen Blumen nicht so sind wie sie. Sie kann sich nur von den anderen unterscheiden, weil sie individuelle Eigenheiten hat, die dafür alle anderen in dieser speziellen Zusammensetzung nicht haben. Die Andersartigkeit der anderen Blumen ermöglicht also erst die Einzigartigkeit jeder einzelnen Blume.

Und all dies gilt auch für uns Menschen.

Die Einzigartigkeit eines jeden Menschen bedingt die Andersartigkeit aller anderen Menschen auf der Welt. Es gibt daher keinen Grund auf die vermeintliche Einmaligkeit von anderen neidisch zu sein, denn durch ihre jeweilige Einmaligkeit werden wir selbst erst zu dem, was wir sind. Dadurch verliert auch die begriffliche Unterscheidung zwischen dem „Ich“ und dem „Du“ ihren Sinn. Denn das „Ich“ besteht auch aus „Nicht-Ich“ Elementen.

Trotz unserer Unterschiede sind wir alle eins, denn die anderen Menschen, von denen ich mich unterscheide, könnte es nicht geben wenn es die Spezies Mensch, zu der wir alle gehören, nicht gäbe. Wir alle haben unser Leben dieser einfachen biologischen Wahrheit zu verdanken. Gäbe es die Spezies Mensch nicht, gäbe es mich nicht und es gäbe die anderen Menschen nicht, die meine Einzigartigkeit ermöglichen. Unser aller Existenz hängt voneinander ab und dennoch ist jeder von uns einmalig.

Um sich eine bessere Vorstellung davon zu machen wie alles im Universum mit allem zusammenhängt, hilft es sich einen Billardtisch vorzustellen, auf dem viele Billardkugeln liegen. Alle Kugeln befinden sich stets in Bewegung, weil sie sich immer wieder gegenseitig anstoßen. Keine von ihnen kann jemals stehen bleiben, da jede sofort wieder von einer der anderen Kugeln ins Rollen gebracht wird.

Genauso funktioniert das Universum: Alles was sich bewegt – sprich: existiert – verdankt seine Existenz einer anderen Ursache. Diese Kette des bedingten Entstehens hört niemals auf, sie ist die grundlegende Existenzvoraussetzung aller Phänomene unserer sichtbaren Welt.

 

Von der Nicht-Existenz der Zeit

Unser Bewusstsein erzeugt auch die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.

Diese drei Begriffe sind nur hohle Worte: Die Vergangenheit existiert in Wahrheit nicht, sie hat sich buchstäblich in Luft aufgelöst wie eine ausgepustete Kerzenflamme. Das einzige, was von ihr noch tatsächlich übrig geblieben ist, ist die Erinnerung an sie, doch das Erinnern findet in der Gegenwart statt. Das Entscheidende ist, dass sich unsere Sicht der Vergangenheit in jedem Augenblick verändert. Wie wir die Vergangenheit sehen hängt davon ab, wie wir uns im Hier und Jetzt fühlen. Manchmal verklären wir die Vergangenheit, malen sie in den schönsten Farben, anstatt uns voll auf das Jetzt zu konzentrieren.

Dasselbe gilt für die Zukunft: Wir planen für sie voraus, machen uns Vorstellungen über sie und blicken ihr entweder optimistisch oder pessimistisch entgegen. Doch auch diese Gedanken über die Zukunft finden ausschließlich in der Gegenwart statt, denn wir können sie natürlich nicht wirklich voraussehen. Unsere Sicht der Zukunft wird durch unser Bild der Gegenwart und unsere gegenwärtige Verfassung bestimmt. Tatsächlich ist die Zukunft genauso irreal wie die Vergangenheit. Sie sind beide nur künstliche Nebenprodukte unseres Geistes.

Das Hier und Jetzt ist das einzige was wirklich existiert, dass einzige was wir durch unser Bewusstsein wirklich und wahrhaftig wahrnehmen. Wir sollten uns daher darin üben konsequent im Hier und Jetzt zu leben, und nicht ständig über die Vergangenheit oder die Zukunft nach zu grübeln. Wer jeden einzelnen Augenblick bewusst wahrnimmt stellt die Weichen für die Zukunft, ohne gleichzeitig über sie nachzudenken.

Dabei sollte man vermeiden die Gedanken und die Gefühle, die man im Jetzt hat zu bewerten: Stattdessen ist es besser ihr Vorhandensein einfach zu sehen und so eine Art innere Distanz zu ihnen zu schaffen. Es gibt dann keinen Grund mehr mit uns selbst zu schimpfen, wenn wir mal negative Gedanken oder Gefühle haben. Denn wenn wir das tun nageln wir sie wieder fest, indem wir sie in begriffliche Schubladen stecken. Dabei vergessen wir dann, dass sich die Wirklichkeit eben nicht mit Begriffen festnageln lässt. Die Wirklichkeit, die wir wahrnehmen können ist immerzu im Fluss. Wir sollten einfach unseren gegenwärtigen Geisteszustand feststellen und darauf vertrauen, dass er sich ganz von allein, ohne unser aktives Zutun, verändern kann, hin zu einem Zustand innerer Ruhe.

Wenn wir wütend auf uns selbst sind, sorgen wir unabsichtlich dafür, dass die negativen Gefühle und Gedanken erhalten bleiben. Wir halten sie in unserem Geist gefangen, indem wir an ihnen durch unsere negativen Bewertungen anhaften. Viel besser wäre es stattdessen sie einfach durch den Geist hindurch fließen zu lassen, sie einfach zu sehen und sie dann weiterziehen zu lassen.

 

Nicht Dualität - Es gibt kein Du und kein Ich

Wenn wir uns über einen Mitmenschen ärgern, sehen wir diesen Menschen nicht in seiner ganzen Komplexität. Es kommt vor, dass wir zu streng über ihn urteilen, weil wir uns nur auf das konzentrieren, was uns an ihm ärgert. Wenn wir uns stattdessen fragen, ob wir nicht genauso geworden wären, wenn wir sein Leben gelebt hätten, wenn wir zum Beispiel dieselbe Kindheit erlebt hätten, denselben Beruf ausübten oder im selben sozialen Umfeld groß geworden wären wie er, dann sähen wir, dass wir dann genau dieser Mensch geworden wären.

Wenn wir uns klarmachen, dass wir vielleicht genauso hätten werden könnten wie die Menschen, die wir nicht mögen, verwandelt sich unser Ärger in echtes Mitgefühl und wir entwickeln den Drang diesen Menschen zu helfen.

Wir werden niemals aufhören können uns über andere zu ärgern, wenn wir uns als getrennt von ihnen wahrnehmen, als von der Welt abgetrennte Einzelwesen. Wenn wir aufhören wollen uns zu ärgern, müssen wir sehen, dass die Kluft zwischen mir und all meinen Mitmenschen nur eine Illusion und nicht real ist. Die Eigenheiten, die uns an anderen ärgern sind nicht objektiv vorhanden, sie entstehen vielmehr nur aus unseren eigenen Ansichten und Vorstellungen darüber was wir persönlich als ärgerlich, verletzend, unangenehm, kurz als negativ bewerten. Da diese Vorstellungen bei allen Menschen anders sind, ist es auch höchst subjektiv worüber wir uns bei anderen Menschen ärgern. Die Gründe, wegen denen wir uns über andere ärgern entspringen unserem eigenen Geist. Wenn wir uns also über einen Menschen aufregen stellen wir unser persönliches Weltbild, unsere individuellen Vorstellungen darüber was wir als negativ bewerten über die Wirklichkeit, die wir jedoch ganz einfach sehen können.

Dasselbe gilt wenn wir uns in einen Menschen verlieben. Wir verlieben uns meistens nur in eine Vorstellung, in das Bild, welches wir vor ihm haben. Dieses Bild besteht dann im wesentlichen aus den Eigenschaften, die wir als positiv bewerten. Auch dies ist subjektiv, da die Qualitäten, die wir an einem Menschen mögen ebenso unseren ganz eigenen Vorstellungen, unserem eigenen Geist entspringen.

Wenn ich zum Beispiel sage, dass mir eine Person sympathisch ist, weil sie dieselbe Musik mag wie ich, so ist es keine objektive Tatsache, dass sie sympathisch ist, sondern nur eine subjektive Wahrnehmung von mir, die daherkommt, dass ich die entsprechenden Musik mag. Mein eigener Geist ist dann also die Quelle meiner Sympathie für diesen Menschen.

Als Konsequenz aus all dem ergibt sich, dass es keine Trennung zwischen dem „Ich“ und dem „Du“ gibt, dass der Unterschied zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst nur illusionär ist. In Wahrheit bin ich eins mit all den Menschen auf dieser Welt, sowohl mit denen die ich mag als auch mit jenen die ich nicht mag.

Wenn wir damit aufhören wollen einen Menschen zu hassen oder uns über ihn zu ärgern, hilft es zu bedenken, dass es meistens nicht der Mensch selbst ist, über den wir uns aufregen, sondern eine – oder mehrere – Charaktereigenschaften. Wenn ich zum Beispiel einen Menschen nicht leiden kann, weil er Arrogant ist, so bedeutet dies nicht, dass ich den Menschen in seiner Gesamtheit nicht leiden kann. Ich ärgere mich nur über die Arroganz, die er in diesem Augenblick zeigt und ignoriere unbewusst und ohne Absicht all die anderen Eigenschaften, die diesen Menschen ausmachen. Ich lasse mich von meinem Zorn dazu verleiten nur einen ganz bestimmten, kleinen Bestandteil der Realität wahrzunehmen und sehe den betreffenden Menschen nicht in seiner Gesamtheit. Ich vergesse, dass ich immer nur eine einzelne Facette seiner ganzen Persönlichkeit wahrnehmen kann.

Wir alle machen diesen Fehler immer und immer wieder, Tag für Tag. Die einzige Methode dies zu unterbinden ist zu erkennen, dass abstrakte Begriffe wie Arroganz, Hochmut, Zorn, Sturheit und so weiter nur von uns Menschen erfunden worden sind, um jeweils einen bestimmten Bestandteil der Realität zu beschreiben. Die Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit jedoch kann nicht mit Worten beschrieben, sie kann nur gesehen werden. Nur durch reines sehen ist es möglich einen Menschen so wahrzunehmen wie er wirklich ist. Dieses sehen verhindert, dass wir unsere Mitmenschen nur auf ganz bestimmte Teile ihrer Persönlichkeit reduzieren.

Die Art wie wir uns unseren Mitmenschen gegenüber verhalten wirkt sich darauf aus, wie sie sich uns gegenüber verhalten. Dadurch verwischt der Unterschied zwischen dem „Du“ und dem „Ich“ noch weiter.

Es ist, als ob wir in einen Spiegel blicken: Wenn wir unseren Arm heben, hebt unser Spiegelbild ebenfalls den Arm. Unsere Mitmenschen werden sich uns gegenüber so verhalten wie wir es ihnen gegenüber tun. Das hat zur folge, dass wir uns gleichzeitig selbst helfen, wenn wir einen anderen Menschen helfen. Es ist demnach nur eine Illusion anzunehmen, dass ein Mensch, eine Sache oder ein Zustand, den ich liebe oder hasse von mir getrennt existiert. Alle Dinge und Wesen in der Welt sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Teil von mir, da die Gründe aus denen ich sie liebe oder hasse aus meinem eigenen Geist heraus entstehen. Zwischen mir und dem Universum gibt es nicht die geringste Trennung, alles ist eins.

Viele Menschen neigen dazu jemanden, den sie lieben auf einen Sockel zu stellen. Sie loben die positiven Eigenheiten dieses Menschen, bewundern ihn dafür und wünschen sich vielleicht, dass es mehr Menschen auf der Welt gäbe, die so sind wie diese Person.

Wenn wir einen Menschen dermaßen in den Himmel loben, vergessen wir jedoch schnell, dass auch wir so werden können wie er. Wir leugnen unsere Fähigkeit uns weiterzuentwickeln, uns die Eigenschaften anzueignen, die wir an dem Menschen, den wir lieben so bewundern. Und je mehr wir einen Menschen bewundern, desto größer ist diese Gefahr.

Wir hören im schlimmsten Fall damit auf uns weiterzuentwickeln, weil wir unbewusst glauben, dass es sinnlos ist, da wir sowieso niemals so werden können wie die, die wir lieben, eben weil wir ihn einfach zu hoch auf einen Sockel gestellt haben, so hoch, dass wir glauben ihn niemals erreichen geschweige denn übertreffen zu können.

Unser Denkfehler besteht dabei darin, dass wir vergessen, dass die Gründe aus denen wir andere Menschen lieben aus uns selbst heraus kommen, aus unseren Prioritäten, aus dem was wir persönlich als bewundernswert, respekteinflössend, liebenswert und so weiter bewerten.

Wenn wir glauben nicht so werden zu können wie die Menschen, die wir bewundern, übersehen wir, dass wir diesen Menschen nach Maßstäben bewerten, die aus uns selbst heraus entspringen. Wenn wir einen Menschen lieben wünschen wir uns, dass dieser für immer so bleibt wie er ist und vergessen, dass er sich in jedem Augenblick ebenso verändert wie wir selbst uns stets verändern und weiterentwickeln. Dabei verändert sich natürlich auch ununterbrochen unser Bild von unseren Mitmenschen. Wir sehen sie immer wieder mit anderen Augen, je nach unseren eigenen gegenwärtigen Geisteszustand. Wahre Liebe bedeutet daher, dass wir uns in etwas verliebt haben was jenseits von Äußerlichkeiten und Charakter liegt, etwas dass sich der Definition mit Begriffen entzieht und das nur wir in den Menschen, den wir lieben wahrnehmen. Dann können wir uns gar nicht mehr wünschen, dass er sich nie ändert, weil uns die Dinge, die sich verändern plötzlich gleichgültig geworden sind.

 

Von der Nicht-Existenz des Todes

Irgendwann werden wir alle einen geliebten Menschen verlieren und dessen Tod betrauern.

Wenn wir das tun, sind wir noch immer in einer Illusion gefangen, unserer oberflächlichen Sicht, dass ein Mensch nur aus dem besteht, was wir sehen und direkt wahrnehmen. Wir beweinen nur diese äußere Erscheinung und vergessen dabei, dass ein jeder Mensch eben nicht nur aus dem besteht, was wir mit unseren Sinnen direkt wahrzunehmen vermögen. Da sind außerdem noch die Einflüsse, die er auf andere Menschen und die Welt ausübte, und die über seinen physischen „Tod“ hinaus bestand haben. Hierzu gehören all die Dinge, die der Mensch während seines Lebens bewirkt, erschaffen, gelehrt und in der Welt verändert hat.

Ein Mensch ist wie ein Blatt, dass im Herbst tot vom Baum fällt, aber vorher noch dazu beigetragen hat, dass der Baum mit Sauerstoff, Licht und Nährstoffen versorgt wurde, und ihm so mit am Leben erhalten hat. Der lebende Baum hat dem nun toten Blatt sein Leben zu verdanken, was bedeutet, dass das Blatt im Baum buchstäblich noch enthalten ist, während sich das Blatt im Lauf der Zeit in Erde verwandelt und so dazu beiträgt den Nährboden für einen neuen Baum zu bilden.

Der Begriff „Lebensspanne“ verliert so seinen Sinn, den er suggeriert ja, dass ein Mensch geboren wird, lebt und dann mit seinem Tod aufhört zu existieren. Diese Sichtweise ignoriert, dass es jeden von uns im gewissem Sinne schon gab, bevor wir „geboren“ wurden und dass es uns auch noch geben wird nachdem wir „gestorben“ sind. Zum Beispiel gab es Bücher, die wir gelesen haben und die unser Leben und unser Denken nachhaltig geprägt haben vielleicht schon vor unserer Geburt. Unsere Persönlichkeit setzt sich aus Elementen zusammen, die es schon vor unserer Geburt gab, was bedeutet, dass es einen Teil von uns im wahrsten Sinne des Wortes schon vor dem Beginn unserer physischen Existenz gegeben hat.

Angenommen ich bin ein Liebhaber klassischer Musik. Es gab diese schon vor meiner physischen Geburt und es wird sie auch noch nach meinem Tod geben. Wenn ich also sage, dass die Tatsache, dass ich klassische Musik mag ein Teil von mir ist, so sage ich nichts anderes aus, als das es einen Teil von mir schon gab, bevor es mich gegeben hat, und dass es diesen Teil auch noch noch nach meinem vermeintlichen Tod geben wird. Dieses Beispiel lässt sich auf ausnahmslos jeden anderen Bestandteil meiner Persönlichkeit übertragen: Buchstäblich jeden Teil meines Selbst hat es schon immer gegeben. Dies gilt nicht nur für meine Persönlichkeit, sondern auch für meinem physischen Körper. Die Atome aus denen er besteht existierten schon vor meiner Geburt als Teil des Körpers meiner Eltern. Meine Haarfarbe stand schon fest, als ich als Baby noch überhaupt keine Haare hatte, weil dies zu diesem Zeitpunkt bereits als Teil meines genetischen „Bauplans“ festgelegt war.

Ein anderes Beispiel: Wenn ich mit einen Menschen rede und kurz darauf „sterbe“, so ist das Gesagte im Gedächtnis dieses Menschen präsent. Ein Teil von mir existiert dann also noch buchstäblich nach meinem Tod in ihm weiter.

Man kann sich das Leben eines Menschen also wie eine Welle im Ozean vorstellen: Eine Welle entsteht, existiert dann eine Zeit lang und hört irgendwann auf zu existieren. Aber der Ozean war schon vor der Entstehung der Welle da und wird auch noch da sein wenn die Welle weg ist.

Der beste Weg einen geliebten Menschen für uns am Leben zu erhalten besteht daher darin ihn nachzueifern, die Charaktereigenschaften, die wir an ihm bewunderten oder liebten in uns selbst zu kultivieren, sie an andere Menschen weiterzugeben, die Ideale nach denen er lebte hoch zu halten und am Ende vielleicht sogar besser zu werden als er.

Genauso illusionär wie die Vorstellung von einer „Lebensspanne“ und die Unterscheidung von „Selbst“ und „Nicht-Selbst“ ist auch die Vorstellung von „Lebendig“ und „Nicht-Lebendig“.

Mein Gehirn, mein Herz, meine Knochen, meine Haut, keines einziges meiner Körperteile von der kleinsten Zelle bis zum größten Organ sind für sich betrachtet lebendig, aber gemeinsam bilden sie meinen lebenden Organismus. Da mein Körper also nur aus Teilen besteht, die für sich betrachtet „tot“ sind verliert die Unterscheidung zwischen Lebendig und Nicht-Lebendig jedwede Bedeutung. Meine Fingernägel zum Beispiel: Sie sind eindeutig nicht lebendig, weshalb sie aufhören zu wachsen wenn ich „sterbe“. Aber obwohl sie tot sind wachsen sie, solange der Rest meines Körpers lebt.

Dies gilt auch für die Menschheit als ganzes und gleichsam für jedes einzelne Lebewesen auf der Welt. Alles Leben ist aus toter Erde, aus toten Chemikalien und Mineralien entstanden, es setzt sich vollständig aus toter Materie zusammen.

Auch die Unterscheidung zwischen der Spezies Mensch und dem Tierreich verliert so an Bedeutung, da wir Menschen als biologische Spezies aus dem Tierreich abstammen, es uns also ohne die Tiere nicht geben würde. Das heißt natürlich auch, dass wir uns, wenn wir die Umwelt schützen, in Wirklichkeit selbst schützen.

 

Es gibt nichts, wonach wir streben könnten

Wir haben uns angewöhnt die Welt in eine Innenwelt und in eine Außenwelt aufzuteilen.

Die Außenwelt besteht aus all dem, was wir als getrennt von uns selbst betrachten. Wir gehen davon aus, dass wir die Welt „dort draußen“ durch das Fenster unsere Sinne wahrnehmen, dass die Sinne eine Brücke zwischen der Außen- und der Innenwelt sind.

Doch dieses Weltbild ist ebenfalls nur eine Illusion. Wenn wir erkennen, dass es zwischen der Welt „dort draußen“ und der Welt „in uns drinnen“ keine Trennung gibt, wären wir auf der Stelle befreit von all den Neigungen und Abneigungen, die wir täglich mit uns herumtragen, die uns verwirren und so viel Leid verursachen. Wir würden sehen, dass unser eigener Geist die Quelle ist, in dem all unsere sogenannten „Sinneseindrücke“ und unsere Reaktionen darauf entstehen.

Durch unsere Annahme, dass es eine Welt außerhalb unseres Geistes gibt, reagieren wir auf diese Welt. Es entstehen Wünsche, Neigungen, Abneigungen, Hass, Liebe, Gier, Sehnsucht und Einsamkeit. Wenn wir jedoch erkennen, dass diese Gefühle auf einer illusionären Grundannahme beruhen, können diese gar nicht mehr entstehen. Wir haben dann endlich erkannt, dass es „dort draußen“ nichts gibt, dem wir uns zu- oder abwenden können, weil diese Neigungen und Abneigungen nur dadurch entstehen, dass wir die Wirklichkeit nicht einfach sehen. Die Begriffe, Meinungen, Bewertungen und Gefühle mit denen wir sie zu beschreiben glauben spiegeln die Wirklichkeit nicht wieder.

Zum Beispiel ein Sonnenuntergang: Manche Leute finden den Anblick eines Sonnenunterganges fürchterlich kitschig. Und andere wiederum finden ihn romantisch. Die Frage ist: Wer hat recht? Es kann auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort geben, weil alle Menschen davon ausgehen, dass der Sonnenuntergang „dort draußen“ stattfindet. Die meisten erkennen nicht, dass es kein „dort draußen“ gibt, dass sich die Wirklichkeit den Begriffen mit denen wir sie zu beschreiben versuchen in diesem Fall also mit den Begriffen „romantisch“ oder „kitschig“ entzieht. Natürlich könnte die Entscheidung, wie wir den Sonnenuntergang bewerten nicht getroffen werden, wenn es ihn nicht geben würde. Die Grenze zwischen der Außenwelt und der Innenwelt löst sich somit vollständig auf.

 

Befreiung, nicht Resignation

Unter Befreiung verstehen die meisten Menschen in der Regel einfach nur das erringen von inneren Frieden durch das gleichmütige Akzeptieren all der Widrigkeiten des Lebens. Manche halten Buddhas Lehre gar für eine Aufforderung zur Resignation, nach dem Motto: “Das Leben ist nun mal oft unangenehm, kompliziert und leidvoll. Wir können nichts dagegen tun, also müssen wir uns damit abfinden und einfach versuchen das Beste daraus zu machen.“

Diese Meinung hat nicht das Geringste mit Buddhas Lehre zu tun.

Die Art von Befreiung, von der Buddha sprach, geht weit über bloßen inneren Frieden hinaus. Es ist reine Verblendung wenn wir nach inneren Frieden streben als wäre er eine Sache, die wir uns von Buddhas Lehre von „außerhalb“ – holen und anschließend irgendwie aneignen können.

Wahre Befreiung bedeutet zu erkennen, dass es in der Welt „dort draußen“ nichts gibt, wonach wir streben müssten, nichts das wir akzeptieren oder vor dem wir resignieren müssten.

All die Dinge, Gedanken und Gefühle, von denen wir glauben, dass sie uns das Leben schwer machen entstehen in Wirklichkeit in unserem eigenen Geist. Da alle unsere Ängste, Befürchtungen und Abneigungen in unserem Geist entstehen ist er folglich auch der Grund warum wir uns immerfort bemühen unsere Umwelt dazu zu bringen sich uns anzupassen, um zu verhindern, dass Dinge geschehen oder Gedanken und Gefühle aufkommen, die wir akzeptieren oder vor denen wir resignieren müssten. Der Irrglaube, dass wir dem Universum machtlos ausgeliefert sind – wie ein Korken, der einen Fluss hinunter treibt ohne Einfluss darauf zu haben wohin die Reise geht – entsteht aus unserem immer währenden Bemühungen uns die Welt so einzurichten wie wir sie gerne hätten. So ist es kein Wunder, wenn wir immer wieder auf Schwierigkeiten stoßen, die unsere Bemühungen zunichte machen. Wir werden dann zornig, resigniert, nervös oder ängstlich und wissen oft nicht wie wir uns aus unseren Schwierigkeiten befreien sollen. Ohne es zu merken, haben wir uns jedoch selbst erst in diesen Schlammasel gebracht.

Wir müssen erkennen, dass alle unsere Befürchtungen bezüglich der vermeintlichen Widrigkeiten des Lebens nur auf der falschen Annahme basieren, dass wir einzelne von der Welt abgetrennte Individuen seien. Der Glaube, dass wir vor einer Sache resignieren oder sie akzeptieren müssen entsteht aus dieser Sichtweise. Wenn wir sehen würden, dass wir mit den Dingen, die wir als von uns getrennt wahrnehmen in Wirklichkeit zu einem untrennbaren Ganzen gehören, würden wir keine Dinge mehr in der Welt wahrnehmen, auf die wir reagieren müssten oder auch nur könnten.

 

Der Richter in uns selbst

Wenn wir in den Nachrichten von einem Autounfall hören, bei dem der Fahrer ums Leben kam, weil er zu schnell gefahren ist, kann es vorkommen, dass wir denken: „Mir kann so etwas nicht passieren, da ich mich ja immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte. Es ist also nicht mein Problem.“ Doch wenn wir als Fußgänger eine Straße überqueren, gerade in dem Moment, in dem ein Raser um die Ecke kommt und uns überfährt, verwandelt es sich ganz plötzlich doch in unser Problem. Dies soll verdeutlichen, dass jede Aktion von mir eine Reaktion hervorruft, unter der möglicherweise andere Menschen zu leiden haben. Wir sollten uns also immer der Konsequenzen unserer Handlungen bewusst sein. Denn nur dann können wir verhindern uns selbst und anderen Menschen Schaden zuzufügen.

Wir sollten jedoch nicht zu hart zu uns selbst sein, wenn wir unser Tun beurteilen. Fast jeder von uns hat in seinem Inneren einen Richter, der unterschiedlich hart beurteilt was wir tun. Dessen Urteil über uns hängt von dem Umfeld ab, in dem wir leben sowie vom Zustand unseres Geistes im Hier und Jetzt.

Wie wir über uns selbst urteilen hängt jedoch auch davon ab, in was für Gesellschaften und Kulturkreisen wir leben, was für Erfahrungen wir haben und mit was für Menschen wir zusammen leben sowie wie sehr wir uns an den Ansprüchen unserer Mitmenschen messen. Wenn wir dies nicht genug berücksichtigen kann es leicht passieren, dass wir viel zu hart zu uns sind und unzufrieden mit uns werden. Wenn sich zum Beispiel ein Mensch selbst nicht mag, weil er sich zu dick findet, so sollte er sich darüber im klaren sein, dass es auch ein Zeichen von Wohlstand und Reichtum ist, dass wir uns so viel zu essen leisten können wie wir wollen. Dieser Wohlstand ist keine Selbstverständlichkeit. Wie viele Menschen würden ihr Leben geben, um jeden Tag so viel zu essen zu haben, dass sie davon zu dick werden könnten?

Auch hier zeigt sich die enge Verbindung zwischen uns Menschen überall auf der Welt.

Was wir von uns selbst halten und über uns denken hängt davon ab, wie wir die Welt sehen, was also bedeutet, dass unser Bild der Welt ganz direkt von unserem Selbstbild abhängt und umgekehrt. Jeder von uns baut sich buchstäblich die Welt, in der lebt selbst zusammen, indem er entscheidet ob und in welchem Maß sein Leben von seinen Vorstellungen, Meinungen, Gedanken und Prioritäten bestimmt wird. Wenn wir dabei zu sehr an negativen Vorstellungen und Meinungen anhaften, bekommen wir ein Welt- bzw. Selbstbild, das übertrieben schlecht ist und keinen Bezug zur Wirklichkeit hat. Wir müssen erkennen, dass unsere Vorstellungen und Meinungen nicht die Realität wieder spiegeln. Die Wirklichkeit entzieht sich unserer Definition durch Gedanken und Begriffe, sie kann nur gesehen werden.

 

Wunschlos glücklich

Wenn ich mir etwas wünsche, mache ich mich im immer stärkeren Maß von diesem Wunsch abhängig, je nachdem wie stark er in mir ausgeprägt ist. Das Problem dabei ist, dass ich nie mit der Erfüllung eines bestimmtes Wunsches zufrieden sein werde. Ich werde immer mehr haben wollen und nie genug haben.

Wenn ich mir zum Beispiel wünsche im Urlaub auf die Seychellen zu fliegen, und ich mir diesen großen Wunsch eines Tages erfülle, könnte es passieren, dass ich dann noch ein zweites Mal dorthin möchte. Dann möchte ich vielleicht noch ein drittes Mal dorthin und ein viertes und ein fünftes Mal. Das wird niemals enden, wenn ich nicht einsehe, dass ich wie ein Drogensüchtiger von meinem Wunsch abhängig bin immer und immer wieder zum Ziel meiner Träume zurückzukehren zu wollen.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir uns nichts mehr wünschen sollen. Wir sollten uns aber davor hüten unser Lebensglück von der Erfüllung unserer Wünsche abhängig zu machen und uns immer darüber im klaren sein, dass die Vorstellung, die wir von der Erfüllung unserer Wünsche haben möglicherweise falsch sein könnte.

Denn wenn ich jahrelang für meinen Seychellenurlaub spare, bis ich schließlich tatsächlich dorthin hinfliege, könnte ich ja feststellen, dass es dort gar nicht so toll ist wie ich es mir ausgemalt habe.

Dann hätte ich die Realität meinen Vorstellungen untergeordnet, hätte jahrelang für einen Traumurlaub gespart, der sich als gar nicht so traumhaft entpuppte, wie ich es mir vorstellte.

Unter die Kategorie „Wünsche“ fallen dabei nicht nur große und exotische Wünsche wie eine weite Reise, ein großes Haus oder viel Geld auf dem Konto. Dazu gehören auch ganz alltägliche Wünsche wie zum Beispiel danach, dass das Wetter morgen schön wird, dass ich meinen Arbeitsplatz behalte oder dass ich immer gesund bleibe.

Wir sollten uns ständig bewusst machen, warum wir uns einer bestimmten Sache zuneigen, welche Absicht hinter unseren Wünschen steht und was wir uns von ihrer Erfüllung genau erwarten.

Wenn wir unbedingt etwas haben wollen, tun wir das ja, weil wir die betreffende Sache als von uns getrennt wahrnehmen. Wir sind dann in unserer üblichen Verblendung gefangen, dass es eine Welt „dort draußen“ gibt, von der wir als getrennte einzelne Individuen existieren. Aus dieser Sichtweise entsteht überhaupt erst unser Bedürfnis etwas unbedingt haben zu wollen oder etwas unbedingt nicht haben zu wollen. Wenn wir glauben, dass es einzelne von uns getrennte Dinge in der Welt „dort draußen“ gibt, neigen wir uns ihnen zu oder wenden uns von ihnen ab. In jedem Fall reagieren wir auf die Welt. Wenn wir dann nicht bekommen was wir haben wollen entstehen Frust, Resignation, Wut, Sehnsucht oder Einsamkeit. Würden wir jedoch sehen, dass die Trennung zwischen uns und der Welt von Anfang an schon immer nur eine Illusion war, würden wir von diesen Gefühlen befreit werden.

Manchmal kann es auch ein großer Segen sein, wenn uns ein Wunsch eben nicht erfüllt wird, denn dann lernen wir den Wert des Wunsches vielleicht erst richtig einzuschätzen, zu erkennen ob er überhaupt so wichtig ist wie wir bisher dachten oder eben nicht. Wenn wir Magenschmerzen haben wissen wir erst zu schätzen wie schön es ist keine Magenschmerzen zu haben und erkennen dann, dass es keine Selbstverständlichkeit ist gesund zu sein. Wir lernen, dass es manchmal notwendig ist, dass uns ein Wunsch verwehrt wird, um das Leben wieder richtig wertschätzen zu können.

Wir Menschen definieren für uns meistens drei verschiedene Arten von Gefühlen: positive, negative und neutrale Gefühle. Unseren alltäglichen Gefühlszustand nennen wir dabei neutral. Wenn wir jedoch krank sind definieren wir dies in der Regel als negatives Gefühl und wünschen uns schnellstmöglich wieder gesund zu werden, weil wir denken, dass uns das wieder glücklich macht. Wenn wir aber gesund sind passiert es schnell, dass wir dieses Gefühl als neutral ansehen, dass heißt wir betrachten die Tatsache, dass wir gesund sind nicht als eindeutig positiv, aber auch nicht als eindeutig negativ, sondern eben als normalen neutralen Zustand.

Wenn wir jedoch mit Achtsamkeit und Intelligenz durch die Welt gehen, können wir neutrale Gefühle ganz leicht in positive Gefühle verwandeln, die uns glücklich machen. Wir würden dann ganz zwanglos aufhören neutrale Gefühle als Selbstverständlichkeit anzusehen. Dies würde uns helfen in Harmonie mit uns selbst und damit auch mit unserer Umwelt zu leben.

Die beste Methode mit negativen Gefühlen fertig zu werden besteht darin, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass sie vergänglich sind. Sie verschwinden von allein, wenn wir nur aufhören würden ständig über sie nach zu grübeln. Sobald wir ihre vergängliche Natur sehen, verschwindet auch unsere Angst vor ihnen. Dann könnten wir leichter eine innere Distanz zu ihnen aufbauen und sie so ganz neutral beobachten.

Wenn wir uns beispielsweise unwohl fühlen, würden wir nicht mehr krampfhaft dagegen ankämpfen. Wir würden unser Unwohlsein einfach sehen, würden es als vergänglichen Bestandteil unseres Daseins betrachten. Wie ein Wissenschaftler, der ein Phänomen der Natur untersucht, würden wir das Vorhandensein des Unwohlseins einfach wahrnehmen, in den festen Bewusstsein, dass es ganz von allein wieder verschwinden wird.

 

Der Frieden in uns selbst

Die meisten Menschen wünschen sich, dass es mehr Frieden und Harmonie auf der Welt gäbe und würden gerne mehr dafür tun, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Sie würden gerne anderen Menschen helfen, die in Not sind, tun sich aber schwer damit dies im wahren Leben praktisch umzusetzen.

Vielen dieser Menschen ist gar nicht bewusst, dass das Problem dabei in unserer zersplitterten Sichtweise liegt, an die wir uns so sehr gewöhnt haben: Die Welt „dort draußen“ und wir „in uns drinnen“. Wir betrachten die Welt außerhalb von uns als feindlich und unvollkommen, als eine Welt in der sich die Menschen gegenseitig Leid zufügen. Sobald sich jedoch in uns die Erkenntnis durchgerungen hat, dass wir selbst uns die Welt zusammenbauen, in der wir leben, würden wir sehen, dass ein disharmonischer Zustand des Geistes ein disharmonisches Bild der Welt erzeugt.

Wir können noch so viele kluge Bücher gelesen haben, können noch so viele moralische Gebote auswendig gelernt haben und noch so viele Gebete aus dem Kopf rezitieren können, unseren Mitmenschen wird dies nichts nützen. Sie können schließlich selbst lesen. Wichtig ist letztlich nur, dass wir selbst uns verändern.

Leider tun wir uns oft schwer damit, weil viele von uns dazu neigen sich selbst Schuldgefühle einzureden, wenn sie anderen Menschen vermeidlich Schaden zugefügt haben.

Wir können anderen nicht helfen in Frieden zu leben, wenn wir selbst nicht in Frieden leben. Nur wer Frieden mit sich selbst schließt, kann ihn mit anderen schließen und anderen Menschen bei ihren Problemen eine echte, wirksame Hilfe sein. Nur wer in Harmonie mit sich selbst lebt und den Krieg gegen sich selbst beendet, kann Harmonie erzeugen, ohne dafür viel tun oder leisten zu müssen, weil er diese Harmonie von sich aus ausstrahlt...